Mit unversiegelten Innenhöfen, bepflanzten Dächern oder überflutbaren Plätzen saugt eine Schwammstadt Regenwasser auf. So wird Hochwasser vermieden, die Vegetation bewässert und die Umgebung gekühlt. Nach einer Einführung ins Thema zeigen wir Dir spannende Beispiele und geben Tipps wie Du mithelfen kannst Deine Stadt zur Schwammstadt umzugestalten!
Schwammstadt – schon tausendmal gehört? Klicke hier, um die Einführung zu überspringen und direkt zu den Beispielen zu kommen.
Städte geraten ins Schwitzen und Schwimmen
Die Klimakrise strapaziert auch Städte in Deutschland. Dürren und Starkregen häufen sich, während Bodenversiegelung und Urbanisierung zunehmen. Unter Hitze und Überschwemmungen leiden Pflanzen, Tiere, Menschen und Infrastrukturen. Wie können wir unsere Städte nachhaltig und naturnah umgestalten, um sie an die schädlichen Folgen der Klimakrise anzupassen …?
Stadthitze, Dürre, Baumsterben … Schwamm drunter!
Unsere Städte zu Schwammstädten umbauen! In einer Schwammstadt versickert Regenwasser dort, wo es fällt – oder es wird ebenda gespeichert. Dadurch werden Pflanzen gegossen und die Stadt gekühlt. Expert*innen verwenden dafür Fachbegriffe wie lokale und dezentrale Regenwasserbewirtschaftung oder wassersensible Stadtentwicklung. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach.
Unser Begrünungsbüro arbeitet daran München zur Schwammstadt umzugestalten. Wenn Du Dich zu Begrünung und Entsiegelung in München informieren willst, schau auf unsere Projektseite.
Stell Dir vor, Du lebst in einer zubetonierten Straße. Es regnet viel. Normalerweise fließt der Regen über Dachziegel und Regenrohre, Asphalt und Gullideckel in die Kanalisation und zum Klärwerk, wo es aufwendig gereinigt wird. Für durstige Straßenbäume ist dieses Wasser verloren. Wenn es extrem viel regnet, wird Deine Straße überschwemmt und der Keller läuft voll. Regnet es lange nicht, ist im Boden kaum Wasser für die Bäume gespeichert Die Pflanzen vertrocknen und Dir ist heiß.
Du ziehst um in ein grünere, weniger versiegelte Straße. Auf Deinem Dach wachsen Pflanzen, an der Hauswand rankt Efeu. Im Vorgarten wachsen viele Blumen, die Straßenbäume haben Platz zu wurzeln, die Straße ist mit Kopfstein gepflastert. Wieder regnet es. Das Gründach speichert über die Hälfte des Regenwassers, das darauf fällt. Die Wiese im Vorgarten und die Fugen im Kopfsteinpflaster erlauben dem Wasser zu versickern. Wenn es viel regnet, wird die Straße nicht überschwemmt und Dein Keller bleibt trocken. Bleibt der Regen längere Zeit aus, können die Pflanzen das gespeicherte Boden- und Grundwasser über ihre Wurzeln anzapfen. Sie wringen den Schwamm sozusagen aus. Die Pflanzen sind gesund und Dir ist angenehm kühl.
Grüne Infrastruktur:
Graue Infrastruktur:
Würde die Idee der Schwammstadt umgesetzt, hätte das im Wesentlichen diese Vorteile:
Schwammstädte sind also deutlich klimaresilienter als konventionelle Städte. Sie puffern die Schäden und Auswirkungen der Klimakrise besser ab.
Global gesehen sind sehr wenige Städte echte Schwammstädte. Schwammstadt-Projekte gibt es vor allem in China, sowie in Städten des deutschsprachigen Raums wie Hamburg, Leipzig, Berlin und Wien. Wir zeigen Dir spannende Initiativen, kreative Pilotprojekte und wegweisende Schwammstadtquartiere.
Per Gesetz muss in Berliner Neubaugebieten der Großteil des Wassers vor Ort versickern, gespeichert werden oder verdunsten. Es darf nur so viel Wasser in die Kanalisation geleitet werden, wie vor der Bebauung. Kurz gesagt: bei Neubauprojekten müssen Architekt*innen das Schwammstadtkonzept anwenden.
Im Technologiepark und Wohngebiet Adlershof gibt es in Nebenstraßen keine Gullys mehr, sondern Versickerungsmulden. Regenwasser wird dezentral von Grundstücken, Plätzen und Straßen in solchen Rasenvertiefungen gesammelt, um dort zu versickern. Alle Wege im Quartier sind wasserdurchlässig und die Hälfte der Dächer begrünt.
Das „ecoQuartier Pfaffenhofen“ gilt als Deutschlands erstes Schwammstadtquartier. 2017 entsiegelte die Stadt einen drei Hektar großen Bauhof. In dem heutigen Wohngebiet wird Regenwasser über Straßenrinnen in Zisternen oder Versickerungsmulden geleitet. Es gibt großzügige Grünflächen. Wege und Parkplätze sind wasserdurchlässig. Ein Seitenarm der Ilm wurde renaturiert. Die Stadt erforscht Baumrigolen und erließ eine Pflicht zur Dachbegrünung.
Auf einem ehemaligen Flughafengelände in Wien entsteht derzeit die „Seestadt Aspern“. Das Neubaugebiet ist 240 Hektar groß – das sind zwei Drittel der Fläche des Englischen Gartens in München. In einigen Straßenzügen stehen neu gepflanzte Straßenbäume in erniedrigten Gruben, sogenannten Baumrigolen, in die Regenwasser über Straßenrinnen zu den Wurzeln geleitet wird. Die Rigolen sind sehr groß und reichen bis unter die Oberfläche von Straßen, Gehwegen und Parkplätzen.
Die Stadt München möchte laut Stadtratsbeschluss das Konzept der Schwammstadt umsetzen. Insbesondere die grünen, pflanzenbezogenen Maßnahmen der Schwammstadt, also Grünflächen, Baumpflanzungen, große Pflanzgruben für Straßenbäume und Dachbegrünung. In Neubauquartieren soll geprüft werden, ob weitere Schwammstadtmaßnahmen umsetzbar sind.
Das Schwammstadt-Konzept ist eine innovative Lösung für die Herausforderungen, denen sich moderne Städte in Bezug auf Wassermanagement, Klimawandel und Lebensqualität stellen müssen. Durch die Integration von grüner und blauer Infrastruktur kann eine nachhaltigere und widerstandsfähigere Stadtumgebung geschaffen werden.
Julia Kramer, Stadtbegrünungsexpertin, Green City e. V.
Das Konzept der Schwammstadt ist gut, aber leider noch keine Wirklichkeit. Zu wenige Quartiere sind echte Wasserschwämme. Die ersten Trockenübungen sind vielversprechend, aber das Konzept hat noch nicht schwimmen gelernt.
Die Schwammstadt ist eine innovative Lösung für die Probleme, die moderne Städte in Bezug auf Wassermanagement, Klimakrise und Lebensqualität lösen müssen. Durch grüne und blaue Maßnahmen kann eine nachhaltige und widerstandsfähige Stadtumgebung entstehen.
Je nach Stadtteil sind unterschiedliche Maßnahmen umsetzbar. Die Schwammstadt ist in Neubauvierteln generell leichter zu etablieren als in bestehenden Stadtvierteln. Doch „gerade die älteren und am stärksten versiegelten Viertel der Innenstadt müssen am dringendsten Schwammstadtquartiere werden! Dort brauchen wir Fassadengrün, Gründächer und wasserdurchlässige Bodenbeläge“, so Julia Kramer. „Viele Städte behaupten Schwammstädte zu sein oder werden zu wollen. Die Versiegelung schreitet jedoch ungebremst voran. Auch in München. Hitzewellen, Dürren und Hochwasser hören schwammigen Reden nicht zu. Kosten für die Klimaanpassung steigen, je länger wir warten. München zur Schwammstadt! Jetzt!“
Die Stadtregierung allein kann München nicht zur Schwammstadt machen. Jetzt kommst Du ins Spiel! Auf Privatgrundstücken, Firmengeländen und sogar im öffentlichen Raum hast Du jede Menge Gestaltungsmöglichkeiten:
Mehr Informationen zu den verschiedenen Maßnahmen, Vorteilen und Details der Begrünungs- und Entsiegelungsvorgehen findest Du auf der Seite unseres Begrünungsbüros.
Falls Du etwas verändern willst, aber noch nicht weißt wie oder was: unsere Begrünungsbüro – Expert*innen informieren Dich kostenlos. Für viele Schwammstadt-Maßnahmen bekommst Du von der Stadt München Fördergelder.
Fang an und verändere Deine Stadt!
Referat für Klima- und Umweltschutz Landeshauptstadt München
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